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ChronikUnsere Geschichte

Die Wurzeln der diakonischen Arbeit in Pommern reichen weit zurück; mindestens bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wir benennen heute offiziell das Jahr 1945 als Beginn der Arbeit in Züssow. Das schicksalhafte Jahr kennzeichnet zugleich das Ende vieler Strukturen als auch einen Neubeginn nach einer schrecklichen Zeit.

Wir wissen, wieviel Kühe, Pferde, Hühner unser Land hat, aber nicht, wieviele schwerkranke Kinder... Wenn dich der allmächtige Gott fragt, mein Vaterland: Wo sind deine kranken Kinder? Wie lange willst du dann noch antworten: Ich weiß es nicht! Soll ich meiner Kinder Hüter sein?
(Gustav Jahn)

1831

Auf Anregung des Vereins zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder werden nahe Stettin die Züllchower Anstalten gegründet.

1850

Das Züllchower Brüderhaus (erster Leiter: Wilhelm Quistorp) wird eröffnet.

1858

Gustav Jahn (später „Generalbettelmeister" von Pommern genannt) kommt aus Sandersleben nach Stettin und wird Vorsteher der Züllchower Anstalten

1863

Gustav Jahn kauft eine vor Stettin gelegene Wassermühle, die Kückenmühle. Am 14.10. werden die Kückenmühler Anstalten für „Schwachsinnige" mit drei „Zöglingen" eröffnet. 

1882

In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kückenmühler Anstalten entsteht die Anstalt Tabor für Epileptiker. 

1883

Das Diakonissenmutterhaus der Kückenmühler Anstalten wird gegründet. 

1908

Die „Krüppelanstalt“ Bethesda in Stettin wird ins Leben gerufen.

1909

Der langjährige Direktor W. Bernhard, unter dessen Leitung ca. 40 Gebäude auf dem Anstaltsgelände errichtet wurden, stirbt. Bei seinem Tod leben ca. 1.100 Bewohner in den Kückenmühler Anstalten; ca. 200 Mitarbeitende sind beschäftigt.

1931

Die Züllchower Anstalten gehen aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Konkurs. Das Brüderhaus wird aus Züllchow in die Kückenmühler Anstalten verlegt.

1934

Bewohner der Kückenmühler Anstalten werden infolge des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zwangssterilisiert.

1940

Am 24.04. ordnet der Polizeipräsident von Stettin die Verlegung aller Bewohner innerhalb von drei Monaten an. Zu diesem Zeitpunkt leben ca. 1.500 Menschen in den Kückenmühler Anstalten. Es folgen Transporte mit mehreren hundert Bewohnern u. a. nach Meseritz-Obrawalde, teilweise geht auch das Personal mit. Die meisten dieser Bewohner aus der Kückenmühle werden später im Rahmen des organisierten Mordes behinderter Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus getötet. 
Am 04.12. wird durch endgültigen Bescheid des Reichsinnenministeriums die Auflösung der Kückenmühler Anstalten verfügt.

1944

Ein großer Teil der Gebäude der ehemaligen Züllchower Anstalten und der Anstalt Bethesda wird bei den Bombenangriffen auf Stettin zerstört.

1945

W. Liesenhoff und G. Janczikowsky initiieren den Neubeginn der diakonischen Arbeit in Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Züssow. 

1950 - 1952

Die ersten Gebäude der Züssower Diakonie-Anstalten werden eingeweiht. 

1990

Die Diakoniewerk Züssow gGmbH (Berufsbildungswerk Greifswald) wird gegründet.

1991 - 1993

Der Pommersche Diakonie-Verein Züssow e.V. wird gegründet. Die Trägerschaft von ehemals kommunalen Wohn- und Pflegeeinrichtungen wird übernommen. 

2008

Es erfolgte die Umbenennung in den Pommerschen Diakonieverein e.V. sowie die Verlegung des Vereinssitzes in die Universitäts- und Hansestadt Greifswald.

2018

Mahnmaleinweihung Vergessende Spuren in Züssow für die Opfer der Euthanasie und Zwangssterilisierung in der NS-Zeit.

2018

Die Unternehmensgruppe Pommersche Diakonie hat sich konstituiert. Zu den Beteiligten gehören der Pommersche Diakonieverein e.V., die Diakoniewerk Greifswald gGmbH (BBW), die Norddeutsche Gesellschaft für Bildung und Soziales gGmbH, die Wirtschaftsakademie Nord gGmbH und die Züssower Service und Catering GmbH.

Weitere Informationen:

Die innere Mission in Pommern im 19. und 20. Jahrhundert - ihre Wurzeln - ihre Entwicklung - ihre Wandlung

Vortrag anlässlich des Gedenkens an die Gründung des Provinzialvereins für Innere Mission in Pommern am 28. Februar 1849 in Stettin (Autor: Friedrich Bartels).