Dienstag, späten Nachmittag gegen 17:00 Uhr. Ich bin mit Christian und Romy in der Straze verabredet. Sie wollen mich bekannt machen mit Hendrik Fulda, EX IN Genesungsbegleiter, und Susanne Kreckel, Schauspielerin des Pommerschen Landestheaters. Die beiden begleiten seit Februar dieses Jahrs das Theaterprojekt Candy Haps. Ein Projekt, dass sich an Menschen richtet, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Gleichwohl sind auch alle anderen Interessierten herzlich willkommen. Ganz inklusiv eben.
Heute sind neben Hendrik und Susanne vierzehn weitere Menschen gekommen. Einige sind das erste Mal dabei. Und wahrscheinlich genauso gespannt wie ich, was uns in den nächsten anderthalb Stunden erwarten wird. Wir werden offen willkommen geheißen und im Raum ist eine angenehme unbeschwerte Stimmung wahrnehmbar.
Ich bin beeindruckt, wie sich alle auf die verschiedenen Rollenspiele einlassen können. Mal zu zweit, mal in der Gruppe, mal ganz still, dann wieder intensiv und kraftvoll. Fast wie auf Knopfdruck schlüpfen die Akteure von einer Rolle in die andere. Selbstbewusst spielen sie ihre Rolle mit und vor den anderen. Hin und wieder gibt Susanne ein paar Tipps zur Umsetzung, die von den Akteuren wohlwollend angenommen und versucht werden umzusetzen. Und immer wieder hört man herzliches Lachen. Denn es herrscht eine unbeschwerte Atmosphäre. Jede*r darf sein wie sie*er ist und ihre*seine Rolle finden.
Den Akteuren wird ein großer Freiraum geboten sich auszuprobieren. Wie fühlt es sich an, wenn diese oder jene Rolle eingenommen wird? Wie reagiert mein Gegenüber auf mich? Was empfinde ich, wenn andere mich spiegeln? Und wie finden Selbst- und Fremdbild da zueinander? Und so ist das Theaterprojekt eben auch eine Möglichkeit, verschiedene Rollen im eigenen Ich einzunehmen und für sich eine erfüllende Rolle im eigenen Leben zu finden.
Ich bin dankbar für diese Erfahrung, die gesammelten Eindrücke und Begegnungen.
Hintergrund Information
Hendrik Fulda ist Genesungsbegleiter im EX IN-Projekt. In diesem helfen Betroffene Betroffenen, indem sie sie ebenfalls zu Genesungsbegleitern ausbilden bzw. sie bei ihrer Ausbildung begleiten. Vor diesem Hintergrund war Hendrik auf der Suche nach Kooperationspartnern und fand mit den Verantwortlichen der Sozialpsychiatrie des Pommerschen Diakonievereins Menschen, die von der Idee, psychische Erkrankungen durch ein Theaterprojekt sichtbarer zu machen, begeistert waren. Teamleiterin Romy Steeger schrieb ein entsprechendes Konzept für das Projekt, welches die Klienten aus dem ambulanten Setting, sowie der Tagesgruppe und Begegnungsstätte mit einbindet und kümmerte sich zusammen mit Annegreth Krahn um die Finanzierungsmöglichkeiten. Hendrik holte dann Susanne Kreckel von der Pommerschen Landesbühne mit ins Boot.
Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt für die nächsten fünf Jahre.