"Alt wie ein Baum. . . "

Früh am Morgen sitzt das Eichhörnchen in der Hauslinde und blickt von dort auf das Geschehen des Tages herab. Es kennt die täglichen Abläufe und Gepflogenheiten; aber es hat längst nicht soviel gesehen wie der alte Baum, der seit ungefähr 130 Jahren an dieser Stelle steht. Im Jahre 1877 wurde er gepflanzt, als hier das erste Bauernhaus entstand. 25 Jahre später wurde dieses bereits zum ersten Mal umgebaut und 1929 einem neuen Zweck gewidmet, als  es zu einem Asyl für Heimatlose, Tippelbrüder und entlassene Strafgefangene wurde. Ein Diakon aus Bethel begann, gemeinsam mit seiner Familie, als Hausvater mit der diakonischen Arbeit im Schatten der Linde, die nun schon 50 Jahre die Geschicke des Hauses erlebt hatte. 1934 wurde erneut umgebaut, diesmal nach dem Bodelschwinghschen Prinzip, um die Lebensbedingungen der Bewohner zu verbessern.

Dunkle Wolken zogen über Haus und Baum, als 1945 die Scheune niederbrannte und der Hof geräumt werden musste. Die Menschen zogen in Notunterkünfte. Die Linde stand auch in den Jahren vor dem Haus, als das Grundstück von anderen Organisationen besetzt war und immer noch, als 1969 endlich wieder diakonische Arbeit an diesem Ort weitergeführt werden konnte – nach einem weiteren Umbau.

Wieder betreute ein Diakon mit seiner Familie die jetzigen Bewohner des Hauses – diesmal Menschen mit geistigen Behinderungen. Die Linde erlebte, nun schon über 100 Jahre alt, noch viele weitere Umbauten auf dem Hof und auch die Wende im Herbst 1989, als bereits 60 Jahre seit der Gründung des Heimes in ihrem Schatten vergangen waren.

Das war vor 20 Jahren und so feiern in diesem Jahr Bewohner, Mitarbeiter und Gäste im Ernst- Moritz- Arndt- Heim das Jubiläum „80 Jahre diakonische Arbeit in Bergen auf Rügen“.

Die alte Linde wird dann immer noch vor dem Haus stehen und vielleicht schaut sich auch das Eichhörnchen die Feierlichkeiten im Sommer dann von dort aus an.